6. Tag: Ustrzyki Dolne - Wola Piotrowa [141 km]



[Holzkirche]
Irgendwie waren wir froh, wieder in Polen zu sein: Die Straßen sind neu, das Gras ist deutlich grüner und das Bier ist auch diesseits der Grenze bezahlbar. Übrigens dazu: Obwohl sich keiner von uns glaubhaft als Erfinder der Prohibition ausgeben kann, fanden wir den Konsum von Pilsbier beiderseits der Grenze bemerkenswert. Ein guter Zeitpunkt für den ersten Schluck ist acht Uhr morgens und spätestens mittags ist beiderlei Geschlecht gut dabei. Wir hatten selbst ein wenig mit der Umstellung zu kämpfen, da das ukrainische Bier bei ca. 3% liegt, das polnische eher bei 6% und wir die Mengen mühsam neu justieren mussten.
Über Ustrzyki Dolne selbst gibt es wenig zu sagen. Es liegt am Eingang des Bieszczady-Gebirge und dient Wanderern als Ausgangspunkt für ihre Touren ins Naturschutzgebiet. Der Ort selbst hat den spröden Charme eines Grenzortes (kennt jemand Bebra?), hatte uns aber eine günstige Unterkunft und eine Pizza zu bieten. Am nächsten Morgen sind wir dann Richtung Bieszczady-Gebirge aufgebrochen. Das Gebiet zählt zu den am wenigsten besiedelten Gegenden in Europa – Folge der gegenseitigen Antipathie von Polen und Ukrainern. Letztere besiedelten diesen Landstrich bis nach dem zweiten Weltkrieg, wurden aber von den kommunistischen Machthabern Polens im Anschluss vertrieben. Die abgebildete Kirche ist eine Holzkirche aus den zwanziger Jahren im Stile der so genannten "Nationalarchitektur".







































[Die Drei Strategen]
Die Kulturpause wurde genutzt, um vor dem zu befürchtenden Berg noch ein Gruppenfoto mit einigermaßen zivil aussehenden Radlern zu organisieren, bevor es in den langen Anstieg in die Wildnis ging. Angeblich voller Bären, Luchse und so, die haben sich aber wohlweislich vor uns versteckt. Axel T. behauptete zeitweilig, Pumas und Iltisse riechen zu können. Auf alle Fälle waren große Mengen an polnischen Wanderern unterwegs – Trekking als Freizeitbeschäftigung ist also auch in diesem Teil der Welt angekommen. Die Frauen sind wieder so angezogen wie bei uns.

























[Ölquellen in den Karpaten]
Nach den ersten nervigen Anstiegen – langsam und kaum merklich, was das ganze eher schlimmer machte, hatten wir die Höhen des Gebirges erreicht – und damit auch die Gegend der Ölfördertürme. Bieszczady war im 20. Jahrhundert für seine Ölförderung bekannt und ein paar Türme sind immer noch in Betrieb. Wobei wir uns gefragt haben, was mit dem bisschen Öl passiert – man braucht wahrscheinlich mehr Diesel, um das Zeug zur Raffinerie zu fahren, als tatsächlich gefördert wird. Naja, vielleicht schmieren die Karpaten ihre Fahrradketten damit.


























[in den Karpaten]
Die Landschaft selbst ist sehr schön. Wenig besiedelt und viel Wald. Nicht sehr spektakulär für Radler, weil meistens von Bäumen verdeckt, aber mit grasbedeckten Berghöhen und weiten Tälern, gut ausgebauten Straßen ohne Autos. Nach der Bieszczady wechselt die Gegend – sie wird wellig und ist landwirtschaftlich stärker genutzt. Was die Suche nach einer Unterkunft etwas kompliziert macht, da wir die touristisch erschlossenen Gegenden verlassen haben und die Hotel- und Pensionsdichte rapide abnahm. Nach einigem Suchen finden wir aber einen Bauernhof kurz vor Wola Piotrowa, der Übernachtung mit Frühstück anbot. Für einen Spottpreis von ca. 8 EUR haben wir Abendessen, neue Zimmer und Frühstück bekommen. Die Wirte waren sehr nett und sprechen ein bisschen deutsch, da sie ihr Haus durch Erdbeerpflücken finanziert haben – wenn mal jemand da vorbeikommt: Danuta Lupiezowiec, Wola Piotrowa 15, 38-505 Bukowsko, tel. 013 46 187.

























 

7. Tag: Wola Piotrowa - Gorlice [90 km]



[Serpentienen]
Am nächsten Morgen fahren wir auf guten Straßen Richtung Gorlice, welches wir als Zwischenstation auserkoren haben.



























[Gorlice]
Nicht, weil Gorlice "the place to be" ist, sondern weil das Studium der Karten uns bezüglich Unterkunft auf der weiteren Strecke ein wenig pessimistisch stimmte. Wir haben dann aber in Gorlice sehr schön in einem Künstlerhaus übernachtet.



























[Zubr]
... und uns in einem netten Cafe mit Blick auf den Fluss unserer üblichen Abendbeschäftigung hingegeben. Viel mehr war auch nicht drin, Gorlice ist einfach ein bisschen abgehängt. Samstag abend kommen die Dorfschönheiten aus der Umgegend zusammen, um sich selbst in den beiden Lokalen zu feiern. So ähnlich wie in Bebra, falls das jemand kennen sollte.






































 

8. Tag: Gorlice - Kluszkoca - (Dunajec Schlucht) [164 km]



[Dunajec]
Von Gorlice aus fahren wir – teilweise wieder in sehr malerischen Landschaften, teilweise aber auch auf einer neuen Straße, die offensichtlich mit EU Geldern nach EU Normen gebaut wurde und verkehrsreich ist – Richtung Süden. Ingo hat nach ausführlichen Internet-Studien auf einem Abstecher Richtung Dunajec Schlucht in den Pieninen bestanden und wir haben dem Drängeln nachgegeben. Er hatte recht.

























[Dunajec]
Der Verlauf der Dunajec bildet in Teilen die Grenze zwischen Polen und der Slowakei. Die Landschaft ist wieder bergiger, man erkennt die hohen Berge in der Gegend um Zakopane am Horizont. Wir suchten uns ein Hotel, was zuerst aufgrund unserer gestiegenen Anforderungen nicht gelang. Verwöhnt vom Agroturystyka und den kleinen Hotels die Tage haben wir uns mit Grausen von den Privatunterkünften in Kuscozca abgewandt. Wir nahmen dann aber ein schönes neues Hotel namens Novotel direkt an der Straßenabfahrt. Schöner Blick, alles neu und wie immer nette Wirte, diesmal aber mit österreichischem Slang. Ohne große Pause haben wir unser Gepäck abgebaut und gleich weiter Richtung Schlucht. Ein Highlight der Tour. Das erste Problem war allerdings, den Fluss überhaupt zu finden – der erste Fehlversuch endete an einer malerischen Kuhhütte viele Meter oberhalb...



























[Dunajec-Durchbruch]
Nachdem wir rausgefunden hatten, dass man den Fluss über eine kleine Brücke Richtung Slowakei überqueren muß (Personalausweise mitnehmen!), folgten wir einfach den anderen Besuchern und fuhren einen kleinen Pfad am Ufer entlang. Der Fluss windet sich durch ein enges Tal mit weißen Felsen, sehr romantisch. Finden natürlich auch die Polen und Slowaken, man kann also nicht behaupten, dass die es sich um einen einsamen und unbegangenen Weg handelt. Trotzdem wunderschön.



























[Dunajec-Durchbruch]
Am Ende der Schlucht mussten wir umdrehen, den selben Weg zurück (was ok ist, jeder Radler weiß, dass Strecken andersrum auch anders aussehen und dann nichts wie zurück zur Pizza. Leider hatte sich Axel T. auf dem Rückweg etwas erkältet, wir haben ein wenig unterschätzt, dass es spät abends in der Nähe der Berge doch reichlich kühl wird.
































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