.:: Radtour 2006  -  Südpolen und Ukraine ::.


1. Tag: Ankunft in Krakau
2. Tag: Krakau - Rzeszòw - Przemysl
3. Tag: Przemysl - L'viv
4. Tag: L'viv
5. Tag: L'viv - Ustrzyki Dolne
6. Tag: Ustrzyki Dolne - Wola Piotrowa
7. Tag: Wola Piotrowa - Gorlice
8. Tag: Gorlice - Kluszkoca - (Dunajec Schlucht)
9. Tag: Kluszkoca - Zakapone - Kluszkoca
10. Tag: Kluszkoca - Nowy Targ - Krakau
 

1. Tag: Ankunft in Krakau



[Ankunft in Krakau]
Mit dem Flieger ist Krakau in zwei Stunden von Köln aus zu erreichen. Und genau das machten wir drei so genannte Freiwillige auch: Aus Düsseldorf, Frankfurt und Baden-Baden steuerten wir per Bahn den Flughafen an, was wegen der mitgeführten Räder manchmal in eine arge Schlepperei ausartete, aber letztendlich trafen sich das Team glücklich vereint am Flughafen. Gegen Mittag erreichten wir früh genug unser Hotel Petrus in Krakau, um den Verbleib der Radtransporttaschen für die kommenden 10 Tage im Hotel zu klären und um uns darauf einen ersten Eindruck von der Stadt zu machen. Und wir waren, kurz gesagt, begeistert von der an der Weichsel gelegenen Stadt mit dem geradezu südländischem Flair. Das Bild zeigt die auf dem Wawelhügel gelegene Kathedrale, in der die polnischen Könige bis 1734 gekrönt und beigesetzt wurden. Der anschließende romanische (?) Platz (name?) ist auf Grund seiner nüchternen Würde einer der schönsten, der uns bislang unter die Räder kam. Den Abend beschlossen wir in einem einfachen Restaurant im jüdischen Viertel, in dem seinerzeit Schindlers Liste gedreht wurde, und freuten uns auf die morgige Tour.




























 

2. Tag: Krakau - Rzeszòw - Przemysl [90 km]



[Mit dem Zug nach Rzeszòw]
Aber wegen des Dauerregens und des engen Zeitplans überbrückten wir die erste Etappe bis Rzeszow mit dem Zug. Auf Grund unseres gemütlichen Frühstücks konnten wir am Bhf nur noch Tickets für uns Radler, aber nicht für die Räder, erstehen und den Zug gerade noch vor der Abfahrt entern. Aber die wirklichen polnischen Schaffner sahen das sehr gelassen, kämpften sich an unseren im Weg stehenden Rädern vorbei und kassierten die kleineren Zloty-Beträge für die Radbegleitung. In Rzeszow hatten wir den Regen bereits hinter uns gelassen und starteten endlich die Tour...

























[Przemysl - Die Stadt der Kirchen]
... und machten uns per Rad auf in den Osten Polens nach Przemysl. Sanfte Hügel mit nicht immer so ganz sanften Steigungen ab Dynow begleiteten uns für diese 90 km lange 2. Halbetappe. Nicht unerwähnt lassen möchte ich unsere Tradition der mittäglichen Suppe, die wir natürlich an diesem und fast jedem weiteren Tag ausgiebig pflegten. Der Osten Europas hat ein uns sehr entgegen kommendes Verhältnis zur Suppe und zum Eintopf und wir probierten die verschiedenste Produkte der Region aus: Natürlich diverse Varianten des Borscht und deftige Suppen mit mehr oder weniger ganzen Würsten, alles sehr wohlschmeckend und dem Radler an sich sehr gut tuend. Also ging es munter weiter nach Przemysl. Diese Stadt mit einer gut erhalten Altstadt wurde im Jahre 981 erstmals erwähnt ist. Sehenswert in der an Baudenkmälern reichen historischen Stadt sind Marktplatz, Schloß, Museum sowie zahlreiche römische und russische Kirchen sowie die Befestigungen der Festung. Durch die wunderschöne Lage am Ufer des San-Flusses war unser erholsamer Aufenthalt vorprogrammiert. Auffallend war, dass der zentrale Platz an dem gemütlichen Abend stark bevölkert und viele alte und junge Einwohner auf den Bänken saßen, aber dass niemand auf dem öffentlichen Gelände aß oder gar Alkohol trank. Diese aus deutschen Stadtzentren bekannte Unsitte scheint hier nicht en vogue zu sein.































 

3. Tag: Przemysl - L'viv (Lemberg) [98 km]



[An der Grenze Polen - Ukraine]
Leider nutzte der Regen den Schutz der Dunkelheit sowie die westlichen Winde und erreichte ebenfalls Przemysl. Er ließ uns wenig entschlossen den Morgen vertrödeln bis wir uns gegen Mittag auf nach L’viv machten. Von oben war es halbwegs trocken, aber den riesigen Pfützen in Przemysl konnten wir nicht ausweichen und starteten mit nassen Füßen. Auf Grund des Wetters entschlossen wir uns den großen Grenzübergang bei Medyka zu nehmen und über die E40 direkt nach L’viv durch zu fahren. Die ukrainischen Grenzer lotsten uns Mitleid erregende Geschöpfe an den Autoschlangen vorbei, so dass wir nach diversen Formalitäten und ca. einer Stunde Aufenthalt weiterradeln durften. Übrigens, die vielfach benannte Pflicht, eine Reisekrankenversicherung mit Gültigkeit in der Ukraine nachzuweisen, können wir nicht bestätigen. Wir wurden nicht nach dieser Versicherung gefragt (und hatten auch keine dabei). Der Reisepass ist aber Pflicht!


























[Jede Bushaltestelle mit Mosaik]
Die Straßen entsprachen allerdings den Beschreibungen anderer Reisender. Den großen Schlaglöchern auf der E40 konnten wir natürlich ausweichen, aber mehr machte uns der generelle Zustand zu schaffen: Spurrillen ohne Ende, viele, viele kleine Unebenheiten, die uns und unsere Räder durchschüttelten, so dass wir uns nachtäglich für unseren Entschluss beglückwünschten, die MTBs und nicht die Rennräder zu nehmen. Es schien fast so zu sein, dass ukrainische Behörden die für den Straßenbau erforderliche Mittel in die Gestaltung der Buswartehäuschen investierten, die sehr schöne Mosaiken zeigten.


























[L'vov]
Immerhin schien jetzt wieder die Sonne und wir kämpften uns über die Kopfstein gepflasterten Straßen zum Zentrum von L’viv durch. Unterkunft fanden wir nach einigem Suchen im Sowjet- gestyltem Hotel Dnister: Ein riesiger Quader, die Zimmer waren halbwegs ok, aber die Preise standen in keinem guten Verhältnis zu den übrigen Kosten in der Ukraine: ½ Liter Bier im Restaurant: 80 Ct; 1 Übernachtung (1xDZ; 1xEZ): 115 Euro. Von der Dachterrasse hat man allerdings einen schönen Überblick über die Stadt, für die wir uns den ganzen morgigen Tag Zeit nahmen.






















 

4. Tag: L'viv (Lemberg)



[gasbetriebenes Auto]
L’viv beeindruckte uns nicht nur wegen des malerischen Stadtbildes, sondern auch weil diese Stadt sich gerade sehr entwickelt. Sehr viele Straßen und Gebäude werden renoviert, neben alten Fahrzeugen sieht man auch neueste SUVs westlicher Produktion. Um die wenigen westlichen Touristen anzutreffen, reicht ein Blick in den Lonely Planet Reiseführer. Die dort angegebenen Kneipen und Restaurants sind Anziehungspunkt für die Westler... Das Nachtleben bietet einem angenehme Möglichkeiten, die Zeit mehr oder weniger sinnvoll zu vertrödeln ...


























[Lytschakiwski-Friedhof]
... und tagsüber sahen wir uns die Sehenswürdigkeiten an. Der Friedhof Lytschakiwski ist riesengroß und erinnert an den Friedhof Père Lachaise in Paris.










[Kinderspielplatz?]


































[Graffittis in L'vov]




























[Briefkästen]
Briefkästen...

























 

5. Tag: L'viv (Lemberg) - Ustrzyki Dolne [139 km]



[Tag und Nacht bewacht: Die Räder vor dem Hotel]
Genug vom Dolce Vita in L’viv. Morgens durften wir das Hotel erst verlassen, nachdem die Angestellten unsere Zimmer auf Vollständigkeit kontrollierten. Die Räder standen sicher angekettet an einer extra vom Parkplatzwächter herbeigeschafften Straßenabsperrung und scharrten bereits mit den Reifen.
































[Telefonzelle]
Vor dem Supermarkt nochmals den Vorrat an Wasser, Keksen und Bananen ergänzt, und schon ging es Richtung Süden weiter.
































[Straße bis zum Horizont]
Auf dieser Etappe waren Kurven rar gesät. Lange Zeit ging es auf einer deutlich weniger befahrenen und dadurch besseren Straße gerade aus und vor dem Einschlafen rettete uns lediglich die mit Suchaktionen beschäftigte Hubschrauberstaffel,









































[Bahnübergang]
oder natürliche und nicht natürliche Hindernisse. Neben ÖPNV war ebenfalls der private Verkehr recht interessant. Pferdewagen gelten in diesem Teil Europas noch als anerkannte Transportmittel. Auf uns "Westler“ wirkte diese Armut natürlich sehr romantisch. Im Gegensatz dazu fiel uns wohltuend das modische Bewusstsein vor allem des weiblichen Teils der Bevölkerung auf. Saubere und gepflegte Kleidung sind auch in den abseits gelegenen Dörfern Pflicht. Vom Trash-Stil wie bei uns ist in der Ukraine keine Rede. Leider sahen wir auf diesen 100km keine einzige Möglichkeit für Übernachtungen, so dass wir uns entschlossen, etwas vorzeitiger nach Polen zurück zu kehren.


























[Der Weg zur Grenze...]
Wir entschieden uns für den südlicher gelegenen kleinen Grenzübergang bei Kroszienko und trafen dort auf einen ukrainischen Grenzer, der überrascht war und ahnungslos tat, weil wir mit den Fahrräder gerade bei diesem nur für KFZ zugelassenen Übergang erschienen. Unsere Reiseleitung war wieder unterinformiert und so musste uns der wirklich freundliche Grenzer aus der Patsche helfen. Er hielt einen nach uns kommenden VW Transporter an und schilderte diesem unser Problem: Als Fußgänger/Radler dürfen wir die Grenze nicht passieren, aber als Teil der Transporterbesatzung. Wir zeigten uns gegenüber dem ukrainischen Fahrer als kommunikativen Problemfall und waren als Ansprechpartner nur bedingt zu gebrauchen, aber letztendlich saßen wir drei glücklich im ukrainischen Transporter und unsere Räder waren hinten verstaut. Schritt für Schritt näherten wir uns der Passkontrolle, passierten diese nach einigem Hin- und Hergelaufe zwischen Auto und Kontrollhäuschen und kamen zur Zollkontrolle. Hier brach mit einem Riesenknall die linke Vorderradfeder des Transporters und wir saßen an Ort und Stell fest, da wir uns auf diesem fahrradfreien Gelände nicht aus eigener Kraft bewegen durften. 30 Min später hielt ein anderer freundlicher Grenzer einen weiteren Transporter an, der uns und unsere Räder die fehlenden 100 Meter bis zum finalen Schlagbaum mitnehmen sollte. Er hatte nun aber nur zwei zusätzliche Sitzplätze und weigerte sich standhaft, den Dritten von uns mitzunehmen, so dass wir die Räder wieder ausluden. Der Grenzer kam an seine Entscheidungsgrenze und musste telefonieren, bis wir uns dann aus eigener Kraft zum letzten Schlagbaum bewegen durften. Es waren immerhin 100 Meter! Der dortige junge Wächter sprach etwas deutsch: "Wo kommt Ihr denn her? Radfahrer sind doch gar nicht erlaubt, das gibt’s doch gar nicht.“ Wir: erklären. Er: wieder telefonieren ... Am buchstäblichen Ende des Tages durften wir nach ca. 2 Stunden Aufenthalt im Niemandsland zwischen Ukraine und Polen die Grenze passieren und radelten nach Ustrzyki Dolne.






















































=> weiter



.:: Seite 1 ::.         .:: Seite 2 ::.         .:: Seite 3 ::.